Bloggerin im Mittelpunkt: Girls In Uniform

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Einzigartige Stücke fertigen, auf dem eigenen Blog veröffentlichen und somit andere inspirieren: Die Kombination aus Nähen und Bloggen ist ungemein beliebt. Gerade weil die Anzahl der Bloggerinnen in der Modewelt stets weiter zunimmt, stellt Fibre Mood in jedem Monat eine Bloggerin vor. In diesem Monat lernst du Tatiana, Margot und Lieve und ihren Blog Girls In Uniform kennen. Hier entdeckst du, was das Nähen für sie bedeutet und welche Rolle sie in dieser Gemeinschaft spielen.

Girls In Uniform

Warum hast du deinen Blog angefangen? Und warum hast du angefangen zu nähen und/oder zu stricken?

Drei Girls in Uniform, drei verschiedene Geschichten ... Tatiana war auf der Suche nach Zeit für sich und wollte gern ihren eigenen Kleiderschrank und den ihrer Jungs füllen. Lieve hatte Schwierigkeiten, Kleidung in den Geschäften zu finden und wollte vor allem für sich selbst nähen. Margot hatte kaum gute Erinnerungen an den Handarbeitsunterricht in der Grundschule, aber angeregt durch die Erfolgsgeschichten von zwei Freundinnen wollte sie ihren eigenen kreativen Stil entwickeln. Als Lieve die anderen Damen einander vorstellte, entstand der Blog als ein gemeinsames Projekt der drei Näh-Anfängerinnen, die eine Plattform suchten, um ihre Kreationen miteinander und mit der Außenwelt zu teilen. Inzwischen sind drei Jahre vergangen und ist „Girls in Uniform“ die Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen drei uniformierten Damen von der Polizei und den belgischen Streitkräften mit derselben Leidenschaft.
 

Wie hast du Nähen gelernt?

Tatiana und Lieve haben ihre ersten Nähversuche im Boho-Atelier in Gent gemacht. Schon beim ersten Wende-Shopper waren sie überzeugt. Neben Nähtechniken haben sie dort auch eine Freundin kennengelernt! Margot hat das Nähen mit Hilfe von YouTube, einigen interessanten Büchern und viel Fallen und Aufstehen gelernt. Ihr erstes kleines Projekt war ein Nadelkissen. Für die schwierigen Projekte holt sie sich manchmal auch Hilfe. Warum sie diesen Weg wählt? „Ich bin davon überzeugt, dass man am meisten aus eigenen Erfahrungen lernt. Dass wir in dieser Blog-Geschichte zu dritt sind, ist ein erheblicher Vorteil. Es ist immer jemand online, der Hilfestellung leisten kann, wenn wir selbst nicht weiterkommen“.
 

Was machst du am liebsten? Nähen oder Stricken?

Bevor Lieve angefangen hat zu nähen, hat sie drei Jahre lang intensiv gestrickt. Sie schaut auf diese Zeit zurück: „Stricken ist schön, hat aber den Nachteil, dass man nicht wirklich passgenau arbeiten kann. Am Ende war es immer so, dass der Pullover gerade eben nicht so passte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe daher angefangen, am laufenden Band für andere zu stricken, denn da gelang es mir scheinbar doch. Erst als ich angefangen habe zu nähen, konnte ich meinen eigenen Kleiderschrank wieder füllen. Da hat sich mir eine ganz neue Welt eröffnet!“ Auch die anderen Girls bestätigen: Stricken ist nichts für sie. Nähen ist viel schöner!
 

Warst du schon von Kindesbeinen an kreativ?

Tatiana kommt aus einer kreativen Familie: Mein Bruder und ich hatten bereits ein eigenes Nähatelier im Keller unseres Elternhauses, wo wir gemeinsam Kuscheltiere genäht haben. Ich habe auch gern im Atelier meines Vaters gezeichnet und gestrickt. Er hat Dekorationen und Kostüme für das Theater und die Oper entworfen“. Margot und Lieve waren zwar kreativ, aber nie mit Nadel und Faden. Sie erschaffen lieber Geschichten aus ihrer Phantasie“.
 

Woher kommt der Name deines Blogs? Und warum hast du ihn gewählt?

Wir sind drei Frauen in einem uniformierten Beruf, bei den belgischen Streitkräften und bei der Polizei. Es erschien uns eine gute Idee zu sein, eine Brücke zwischen unserem Hobby und unserem Arbeitsumfeld zu schlagen, da dies für viele nicht offensichtlich ist. Margot lacht: „Wir haben kurz über den Namen gezweifelt, da „Girls in Uniform“ ein belasteter Suchbegriff ist. Meine Mutter bekam einige überraschende Ergebnisse, als sie nach unserem Blog gesucht hat. Erst als ich ihr den Link zu unserem Blog zuschickte, war sie beruhigt. Wir fanden diese Dualität gerade witzig“.
 

Welche deiner Kreationen ist aus deiner Sicht die schönste? Worauf bist du am meisten stolz?

Es gibt kein schöneres Kompliment als wenn jemand sagt: „Was hast du für ein schönes Kleid an, wo hast du das gekauft?“ Dann kann man nonchalant antworten, dass man es selbst genäht hat. Margot ist noch immer stolz auf ihre Kleider Flo und auf Megan, die sie vor einigen Jahren genäht hat. Das sind Dinge, die bleiben. Lieve ist sehr stolz auf ihr erstes Modell, Stinger. Diese kostenlose Anleitung hat sie gemeinsam mit ihrem Sohn erstellt. „Immer wenn ich in den sozialen Medien eine Version von Stinger sehe, strahle ich wieder vor lauter Stolz. Es ist herrlich, mit seiner eigenen Kreation andere inspirieren zu können“. Tatiana muss auch nicht lange nachdenken: „So richtig stolz bin ich auf meine Stinger-Laptoptasche. Als ich Lieves Schnittmuster gesehen habe, war ich sofort hingerissen. Das Ergebnis meiner Näharbeit war noch schöner, als ich gehofft hatte.

Gibt es für dich bestimmte Herausforderungen in dieser Handarbeitswelt?

Jedes Girl hat mit einer anderen Herausforderung zu kämpfen. Für Margot ist eine saubere Fertigstellung nicht selbstverständlich: „Irgendwann möchte ich einfach nur noch, dass das Stück fertig wird, um mit dem nächsten anfangen zu können. Daher zwinge ich mich, das Projekt zunächst abzuschließen, bevor ich mit dem nächsten anfange. Tatiana dagegen hat Schwierigkeiten damit, die Schnittmuster an ihren Körper anzupassen. Sie hat keine Standard-Konfektionsgröße und muss alles verändern, damit es passt. Für Lieve besteht die große Herausforderung darin, nicht jede anzunehmen, die ihr begegnet: „Meine Begeisterung lässt mich immer wieder in dieselbe Falle laufen: ich suche immer nach neuen Anleitungen, neuen Techniken, Schnittmustertests ... und oft ist meine Agenda viel zu voll. Dann habe ich Zeitdruck, um die Termine einzuhalten und ist das Nähen keine Entspannung mehr. Ab und zu 'nein' zu sagen beseitigt den Druck, aber das ist eben nicht so einfach“.
 

Menschen, die nicht nähen/stricken: Wie würdest du sie überzeugen?

Beginnt mit kleinen und übersichtlichen Projekten, bis ihr sicher genug seid, um neue Techniken zu lernen. Wenn man es gut angeht, dann ist das Nähen entspannend und - auch wenn man allein an der Nähmaschine sitzt - ihr kommt in eine Community mit demselben Hobby. Geht in ein Nähcafé oder ein Näh-Atelier, wo jemand euch bei euren Projekten betreut, auf diese Weise könnt ihr auch alle eure Fragen loswerden. Meldet euch zu einem Nähwochenende an oder zu einem schönen Workshop. Ihr werdet sehen, dass ihr sofort Kontakt zu den anderen Teilnehmern bekommt, denn die Gesprächsthemen werden euch nicht ausgehen.
 

Was ist beim Nähen und/oder Stricken deine größte Angst/Frustration?

Es ist enorm frustrierend, wenn man mit Leib und Seele an einem Projekt arbeitet und das Ergebnis alles andere als zufriedenstellend ist. Ein falscher Stoff, ein Fehler oder das Modell steht dir nicht. Der Vorteil bei Girls in Uniform ist, dass wir dann digital Dampf ablassen können. Wir schreiben einen Text darüber und bekommen dann viel Unterstützung von unseren Followern, oder wir jammern uns gegenseitig etwas vor. Oft kommen Tipps von anderen Näherinnen, um die Nährarbeit zu retten ... so werden regelmäßig Projekte noch vor dem Mülleimer gerettet! Ein weiterer gemeinsamer Grund für Frustration ist der Mangel an Zeit. Es gibt soviel Schönes, was man machen kann, aber der Tag hat leider nur 24 Stunden. Hat jemand eine Idee, wie man Zeit erschaffen kann?
 

Woher bekommst du die Anregungen für deinen Blog? Und gibt es andere Blogs, die du toll oder inspirierend findest?

Wir wollten keinen klassischen Nähblog schreiben, sondern haben uns für einen Mix aus (historischem) Wissen über das Nähen, Näh-Emotionen, Rezensionen für Nähzeitschriften oder Bücher und Näharbeiten (Kleidung, Taschen, Gebrauchsgegenstände etc.) entschieden. Kurz gesagt: Alles was im weitesten Sinne mit dem Nähen zusammenhängt. Wir finden Anregungen auf Pinterest, aber auch bei den jeweils anderen und in anderen Blogs. Man muss aber gar nicht so weit schauen. Manchmal läuft man auf der Straße und sieht einen Stoff, einen Print oder ein Modell, wo man sofort weiß: daraus werde ich etwas machen.
 

Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Und wo befindet er sich?

Margot und Lieve haben sich nach und nach den ganzen Schreibtisch unter den Nagel gerissen und Tatiana hat das alte Zimmer ihrer Söhne für sich eingefordert. Ein eigenes Nähzimmer, in dem man seine Sachen stehen lassen und der Kreativität freien Lauf lassen kann, ist der Himmel auf Erden. Demnächst wird das Gästezimmer von Lieve und ihrem Mann einem individuell gestalteten, richtigen „Nähatelier“ weichen. Das ist doch perfekt, oder?

Girls In Uniform

Motivieren dich die Reaktionen in deinem Blog? Hast du viel Kontakt zu deinen Followern / regelmäßigen Besuchern?

Auch wenn der Blog vor allem als eine Art Online-Archiv für unsere Näharbeiten angefangen hat und wir vor allem selbst mit unseren Kreationen zufrieden sind, finden wir es insgeheim alle drei herrlich, wenn Kommentare zu unseren Posts geschrieben werden. Es ist für uns daher Ehrensache, auf jeden Kommentar zu antworten. Lieve erzählt: „Manchmal nehmen die Frauen über einen anderen Kanal direkt Kontakt zu uns auf, das sind alles schöne Begegnungen. Aber auch im echten Leben begegnen wir manchmal Followern. Solange man vor seinem Rechner sitzt, ist es, als ob man eine Art Tagebuch schreibt. Wenn man aber im Supermarkt angesprochen wird dann begreift man auf einmal, dass die eigenen Worte auch tatsächlich gelesen werden. Die Wärme unserer Follower uns gegenüber geht uns zu Herzen.
 

Was würdest du in Zukunft noch gern machen?

Jacken, Kleidung, eine Crossbody-Tasche, die genau Tatianas Geschmack entspricht, stehen auf Tatianas Wunschliste. Margot und Lieve würde gern die Mehrheit ihrer Garderobe als selbstgemacht bezeichnen. Margot hat sich bisher noch nicht an eine Hose getraut, aber auch die ist in Planung. Margot ergänzt noch: „Wir versuchen auch, regelmäßig für einen wohltätigen Zweck zu nähen, das ist auch sehr befriedigend.“
 

Welche Tipps & Tricks würdest du Näh- und Strickanfängerinnen mitgeben?

„Lasst euch nicht entmutigen“, sagt Tatiana. „In den ersten Monaten war mein Trenner mein bester Freund“. Fangt ganz am Anfang an und erwartet nicht, dass ihr nach einem einzigen Projekt plötzlich eine perfekte Bluse nähen könnt. Bei Margot hängt ein Zettel an der Nähmaschine: „Genieße den Prozess noch mehr als das Ergebnis“, denn das ist die Idee eures Hobbys. Lieve weist noch auf die Gefahren der digitalen Welt hin: „Online liest man oft nur von den Erfolgsgeschichten. Macht euch bewusst, dass jede Näherin so ihre Frustmomente hat, Tage, an denen alles schiefgeht und doppelt so lange dauert. Lasst euch nicht von den Berichten beeindrucken, dass es nur 'zwei Stunden' dauert, das tolle Kleid zu nähen. Nehmt euch Zeit und genießt!“

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